28. April 2012
der Mundartdichter Harald Hurst liest aus seinen Werken

Bild und Text wurden uns von Frau Simone Schölch, Mörschenhardt zur Verfügung gestellt

Landfrauenverein Mudau: Harald Hurst las in Donebach aus seinen Werken / „I könnt grad uff de Sau devoreite“

Geschichten, die das Leben schreibt

Donebach. Gute, ja sogar geniale Texte und Gedichte über das ganz normale Leben mit all seinen kleinen und großen Dramen schreiben, ist eine Sache. Diese dann auch vortragen zu können - das ist ein ganz anderes Talent. Um es mal vorsichtig auszudrücken: Harald Hurst, der bekannte badische Mundartdichter aus Ettlingen ist ganz eindeutig der bessere Schreiber.

Click here to find out more!Nach Donebach war er auf Einladung des Landfrauenvereins Mudau gekommen. Dessen Vorsitzende Gisela Scheuermann hatte ihn bei einer Lesung in Walldürn gesehen und sich eine Wiederholung anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums des Landfrauenvereins im letzten Jahr gewünscht.

Nun hat es geklappt und man glaubt Hurst, dass er gern nach Mudau gekommen ist. Schließlich kennt er sich aus im Odenwald. Der studierte Lehrer, der sich sofort nach dem Referendariat "zur beiderseitigen Erleichterung" vom Schuldienst verabschiedet und sich dem Schreiben zugewandt hat, wurde 1945 in Buchen geboren, um wenig später mit seiner Mutter nach Karlsruhe zurückzukehren. Und nach Tauberbischofsheim "poussiert" hat er auch in jungen Jahren.

Der sympathische Schriftsteller plaudert viel aus seinem Leben, hat kein festes Programm, sondern wählt mehr oder weniger spontan aus seinen mittlerweile elf Büchern aus. Dabei geht er auch auf Wünsche des Publikums ein. Die, die ihn und seine Geschichten und Gedichte schon kennen und lieben - wobei das eine beinahe zwangsläufig auf das andere folgt - sind eindeutig im Vorteil. Denn Hurst nuschelt. Und das in bisweilen atemberaubender Geschwindigkeit. Dass er einzelne Sätze wohl zwecks besserer Verständlichkeit wiederholt, macht die Sache nur bedingt besser. Mit anderen Worten: Die Gäste müssen ungeheuer aufpassen, um ihn zu verstehen. Was anstrengend ist. Und unendlich schade, weil Hurst so zumindest denjenigen im Publikum, die ihn nicht kennen, nicht wirklich rüberbringen kann, wie genial seine Texte sind. Weil er nämlich ganz, ganz viele Pointen einfach verschenkt.

Wiederholten Bitten, doch langsamer zu sprechen, verspricht er nachzukommen. Wirklich besser wird es nicht - leider. Und so sah man am Ende durchaus begeisterte Gesichter der Fans, die ihn so und nicht anders kennen, aber auch etwas irritiert blickende Leute, denen sich nicht erschlossen hat, wie viel Menschenfreundlichkeit, Herzenswärme, Humor, Beobachtungsgabe und auch Weisheit in Hurst stecken muss, damit er so schreiben kann, wie er es tut.

Genialer Sonntagmorgen

In genialer Weise beschreibt er den ersten Sonntagmorgen bei schönem Frühlingswetter, bei dem man "an'd Luft gehen" müsste, wozu keiner Lust hat, freilich ohne es je zuzugeben. Oder die Standpauke an den halbwüchsigen "Herrn Sohn". Oder die ewig gleichen Sätze von Besitzern aggressiver Hunde: "Im Grund isch der Rambo völlig harmlos." Oder das Verhalten, wenn ungebetener Besuch klingelt ("Die Ruth legt sich flach uff de Bode und schnauft ganz leis"). Jeder fühlt sich erinnert, fast schon ertappt, und erlebt nun, dass es doch überall das Gleiche ist. Dass Hurst viele Texte in Karlsruher Mundart schreibt und alle im Dialekt vorträgt, ist ein Muss. Nur so, ist der Autor überzeugt, kann man die vielen Nuancen im menschlichen Miteinander ausdrücken: "Bei ,I könnt grad uff de Sau devoreite' weiß jeder, was grad passiert. Bei ,Ich bekomme eine Wut' nett unbedingt." Einen "kurzweilige Obend mit e bißle Freud", keinen Event, aber "e eventle" hat Hurst versprochen. Das ist mit den genannten Einschränkungen gelungen, nicht zuletzt durch die sehr gute musikalische Begleitung durch Fabian Scheuermann, Tobias und Alexander Groß, die mit ihrem Gesang und ihrem Gitarrenspiel von Eigenkreationen überzeugt haben. sis